Schulschließung wegen Corona I – Wie ich als Lehrerin von zuhause aus unterrichte

Schulschließung wegen Corona I - Wie ich als Lehrerin von zuhause aus unterrichte
Schulschließung wegen Corona I

In diesem Beitrag erfährst du, wie ich meinen Fernunterricht während der Schulschließung wegen Corona von zu Hause aus organisiere und strukturiere. Du findest hier also eine Beschreibung meines persönlichen Arbeitsalltags als Lehrerin während der Corona-Pandemie.

Wie ich meinen Alltag als Lehrerin während der Schulschließung wegen Corona gestalte

Das Corona-Virus hat ganz Deutschland, ja sogar ganz Europa lahmgelegt. Als ich letzten Freitag die Information erhielt, dass unsere Schule ab der nächsten Woche geschlossen werden solle, wusste ich zunächst nicht, was ich fühlen oder denken sollte.

Im Kollegium konnte ich hingegen eine sehr große Spanne an Emotionen wahrnehmen. Sie reichte von totaler Verzweiflung wegen des bevorstehenden Sprungs ins digitale kalte Wasser bis zu freudigen Ausrufen wie: „5 Wochen Ferien!!!“, unterstützt durch in der Luft wedelnde Fäuste.

Heute, nur ein paar Tage nach der offiziellen Schließung aller Schulen in Berlin, habe ich eine gewisse Routine entwickelt in Bezug darauf, wie ich meinen Arbeitsalltag zuhause organisiere und strukturiere.

Für mich ist neben der eigentlichen Aufgaben, die ich während des Tages zu erledigen habe, wichtig, an welchem Ort ich mich währenddessen befinde. So verführerisch es auch ist, kann ich nicht auf der Couch sitzend im Bademantel arbeiten. Ich brauche viel mehr ein „echtes“ Arbeitsfeeling. Das heißt für mich: Ich stehe morgens recht früh auf, erledige das, was man morgens so erledigt, und setze mich frisch angekleidet zum Arbeiten ins Arbeitszimmer.

1. Schritt: Nachrichten verfolgen und E-Mails checken

Im ersten Schritt meines Arbeitsalltags verfolge ich die aktuellen Nachrichten bezüglich neuer Entwicklungen der Corona-Pandemie. Danach checke ich meine E-Mails, die seit dem letzten Abend eingetroffen sind. Vor allem die Kommunikation mit unserer Schulleitung ist hierbei für mich von besonderer Bedeutung, da wir in den letzten Tage fast stündlich neue Informationen zum Umgang mit der aktuellen Situation erhalten. Weil ich an einem Oberstufenzentrum mit gymnasialer Oberstufe unterrichte, ist für mich besonders die Frage wichtig, ob und wie die Prüfungen für das Abitur und das Fachabitur in Berlin stattfinden und organisiert werden sollen.

2. Schritt: To-do-Liste für den Tag anpassen

Nachdem ich meine E-Mails überprüft habe, ergänze ich ggf. meine To-do-Liste für den heutigen Tag. Diese erstelle ich am Vorabend, um direkt strukturiert in den aktuellen Tag starten zu können.

3. Schritt: Unterrichtsmaterial vorbereiten und den SchülerInnen zur Verfügung stellen

Einen wichtigen Teil meines Arbeitstages verbringe ich damit, Lehrmaterial zu erstellen bzw. anzupassen und dieses meinen SchülerInnen digital zur Verfügung zu stellen.

Wie erstelle ich Unterrichtsmaterial?

Da ich die Fächer Deutsch und Politikwissenschaft in der Oberstufe bzw. in der Berufschule unterrichte, bestehen meine Unterrichtsinhalte größtenteils aus Texten. Weil ich überlichweise meine eigenen Arbeitsblätter mit Word erstelle, ist es für mich kein Problem, diese digitalen Dokumente meinen SchülerInnen zur Verfügung zu stellen.

Jedoch kann ich hierbei vorallem die Arbeitsaufträge, die sich häufig an bestimmten arbeitsteiligen Sozialformen orientieren, nicht eins zu eins übernehmen. Vielmehr muss ich meine gesamten Lehrmittel auf eine Einzelarbeit ausrichten. Zudem entfallen Diskussionsphasen o.Ä..

Darüber hinaus beauftrage ich meine SchülerInnen die Arbeitsaufträge direkt durch das Bearbeiten meines Dokuments zu erfüllen. Sie erhalten allerdings auch die Möglichkeit eine neues Textdokument zu erstellen. Dieses müssen sie mir zu einem festgelegten Zeitpunkt abgeben, damit ich mir einen Überblick über den Arbeitsprozess meiner Lerngruppe verschaffen kann. Zusätzlich erhalten meine SchülerInnen von mir nach dem Abgabetermin die Lösungen zur Verfügung gestellt.

Während des Bearbeitungsprozesses können mich meine Lerngruppen, falls Fragen auftreten, per E-Mail kontaktieren oder die Forum-Funktion nutzen, auf die ich später eingehen werde.

Hierzu muss ich allerdings sagen, dass diese doch recht freie und eigenständige Arbeitsweise, nur möglich ist, weil meine SchülerInnen zwischen 16 und 25 Jahre alt sind. Somit legen sie bereits eine gewisse eigenständige Arbeitshaltung an den Tag. Bei jüngeren Lerngruppen muss hier wahrscheinlich eine ganz andere Herangehensweise gewählt werden.

Welchen Zeitplan verfolge ich dabei?

Von unserer Schulleitung habe ich zum einen die Vorgabe erhalten, dass unseren SchülerInnen Material bereitgestellt werden soll. Zum anderen sollen wir uns auch darum bemühen, unseren Lerngruppen einen geregelten Tagesablauf zu ermöglichen. Dieser soll sich dabei an dem regulären Stundenplan orientieren.

Für mich heißt das konkret, dass ich meinen SchülerInnen etwa zur gleichen Zeit das Lehrmaterial zukommen lasse, zu der sie normalerweise unterricht. Dementsprechend lade ich ich zwischen 08.00 und etwa 15.00 Uhr Arbeitsblätter und Aufgabenstellungen in die Lernplattform hoch, die ich nutze.

Welche digitalen Dienste nutze ich für meinen Unterricht?

Meine Schule ist in Bezug auf die Nutzung digitaler Unterrichts- und Kommunikationsdienste sehr gut ausgestattet.

Bereits vor der Schulschließung wegen Corona habe ich die Lernplattform MOODLE genutzt, um meinen Lerngruppen Arbeitsblätter zur Verfügung zu stellen. Deshalb fiel es mir vergleichsweise leicht meine Arbeit mit der Software für die aktuelle Situation zu intensivieren.

Moodle bietet neben einem Ablageort für digitale Dokumente viele weitere Möglichkeiten, um Unterricht aus der Ferne zu gestalten.

Beispielsweise bietet sich die Forum-Funktion an, um eventuelle Rückfragen der SchülerInnen bezüglich der Aufgaben zu beantworten. So können diese Antworten von der gesamten Lerngruppe eingesehen werden und der individuelle E-Mail-Verkehr wird reduziert.

Neben Moodle wird aktuell auch die Nutzung von MICROSOFT TEAMS unter meinen Kollegen vorangetrieben. Meine Lerngruppen sind allerdings mit dem Umgang mit Moodle vertraut. Deshalb möchte ich weder ihnen noch mir eine Hauruck-Umstellung zumuten. Vielmehr möchte ich mich intensiver mit Moodle auseinanderzusetzen und weitere Funktionen der Software kennenlernen und nutzen. Insbesondere mit den spielerischen Aktivitäten, die Moodle anbietet, möchte ich mich in den nächsten Tagen auseinandersetzen, um die Bearbeitung der Unterrichtsinhalte seitens meiner SchülerInnen abwechslungsreicher zu gestalten.

4. Schritt: Abgaben kontrollieren und Feedback geben

Wenn ich meine Unterrichtsmaterialien entsprechend vorbereitet und in Moodle eingepflegt habe, überprüfe ich den aktuellen Stand der Abgaben, die ich von meinen SchülerInnen verlange. Moodle bietet hier die Möglichkeit, Abgabefristen für bestimmte Aufgaben zu setzen. Die SchülerInnen müssen dann bis zu einem bestimmten Zeitpunkt ihre bearbeiteten Arbeitsblätter hochladen.

Diese kontrolliere ich auf Vollständigkeit und natürlich auf ihren Inhalt hin. Mit meinen Lerngruppen habe ich darüber hinaus vereinbart, dass diejenigen SchülerInnen per E-Mail ein individuelles Feedback erhalten, bei denen ich größere inhaltliche Probleme wahrnehme.

5. Schritt: To-do-Liste für den nächsten Tag erstellen

Der letzte Schritt, bevor ich meinen Arbeitstag „offiziell“ (Den E-Mail-Verkehr mit meinen Lerngruppen kann ich zeitlich in einer solch ungewissen Phase nur schwer begrenzen) beende, besteht darin, mir eine To-do-Liste für den nächsten Tag zu erstellen.

Schlussgedanken

Für mich persönlich stellt die aktuelle Situation des Unterrichtens von zuhause aus ein riesiges Experiment dar. Haben wir in den letzten Monaten und Jahren häufiger immer nur darüber diskutiert, wie Unterricht digitalisiert werden kann, wurden wir jetzt einfach ins kalte Wasser geworfen und müssen schnellstmöglich schwimmen lernen. Man kann die nächsten Wochen also auch als eine Chance der Weiterentwicklung von Unterricht auffassen.

Andererseits erfolgt diese Chance auf Weiterentwicklung möglicherweise auf Kosten unserer SchülerInnen. Denn nicht nur wir als LehrerInnen müssen in dieser Situation neue Aufgaben und Anforderungen bewältigen, auch unseren Lerngruppen verlangen wir einiges ab.

Ich bin gespannt, welchen langfristen Einfluss die Corona-Pandemie darauf hat, wie Unterricht gestaltet werden kann.

Wie sieht dein aktueller Alltag während der Schulschließung wegen Corona aus und wie gestaltest du Unterricht von zuhause aus?

Bis dahin

Sabine

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